Menschliche Ohren zeichnen
Obwohl das Ohr ein eher kleines Detail im Gesicht ist, spielt es für den Gesamtausdruck eines Porträts eine wichtige Rolle. Viele scheuen sich davor, Ohren zu zeichnen, weil sie auf den ersten Blick kompliziert wirken – dabei bestehen sie hauptsächlich aus wenigen geschwungenen Formen, die sich gut vereinfachen lassen.
In diesem Artikel zeige ich euch, wie ihr Schritt für Schritt ein realistisches menschliches Ohr zeichnen könnt – mit Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene.
Informationen zum vollständigen Gesicht zeichnen finden sich hier:
Anatomie – die Grundform des Ohrs
Bevor ihr los zeichnet, hilft es, das Ohr in seine wichtigsten Bestandteile zu zerlegen:
- Helix: Die äußere Ohrkante, die sich wie ein Bogen nach innen rollt.
- Antihelix: Eine innere Wölbung, die sich meist gegabelt zeigt.
- Concha: Die große zentrale Vertiefung, die zum Gehörgang führt.
- Tragus und Antitragus: Kleine Knorpelteile vorne beim Eingang zum Gehörgang.
- Ohrläppchen (Lobulus): Der weiche, untere Teil des Ohrs.

Ihr müsst diese Begriffe nicht auswendig lernen – aber ein Grundverständnis hilft, Formen richtig einzuordnen und zu schattieren.
Ohren zeichnen – Schrittweise skizzieren
Diese Anleitung begleitet euch durch fünf übersichtliche Schritte – vom Grundgerüst bis zur finalen Schattierung. Perfekt, um zu verstehen, wie ein Ohr aufgebaut ist und wie ihr es plastisch wirken lassen könnt.

Schritt 1: Die Grundform skizzieren
Startet locker mit einem leicht schräg stehenden Oval, ungefähr so groß wie ein halbes Ei. Oben darf es etwas schmaler sein als unten. Alternativ funktioniert auch ein Fragezeichen mit weichem Schwung oder eine längliche C-Form.
Das Ziel ist erstmal nur, die Grundform festzulegen – also den Rahmen für das Ohr. Beginnt damit, die äußere Helix locker anzudeuten und die groben Positionen der inneren Formen zu markieren – noch ganz ohne Details.
💡 Tipp: Nutzt einen HB-Bleistift (oder härter) und haltet die Linien locker und leicht korrigierbar.
Schritt 2: Wichtige Formen einzeichnen
Jetzt wird das Ohr konstruiert:
- Die Helix rollt sich als geschwungene Linie von oben nach unten bis ins Ohrläppchen.
- Die Antihelix zeigt sich als gabelartige Y-Form im Inneren.
- Die Concha ist wie eine trichterförmige Kuhle – mittig und etwas tiefer gelegen.
- Der Tragus ist ein kleiner, vorderer Knorpelhügel nahe dem Gesicht.
- Das Ohrläppchen ist weich und rund – ruhig ein bisschen dicker betonen.
💡 Tipp: Denkt euch das Ohr als zwei eingerollte Bögen mit einer Kuhle in der Mitte – so wird’s räumlich nachvollziehbar.
Schritt 3: Formen verfeinern
Geht nun mit etwas mehr Druck über eure Linien:
- Achtet auf geschwungene Verläufe, keine harten Kanten – das Ohr ist aus Knorpel, nicht aus Stein.
- Die Helix sollte wie ein aufgerollter Rand wirken.
- Die Antihelix liegt tiefer, aber ist oft sehr präsent.
- Lasst zwischen einzelnen Teilen kleine Abstände, um Tiefe zu erzeugen.
💡 Tipp: Nutzt gezielt den Radiergummi, um störende Hilfslinien zu entfernen oder Flächen aufzuhellen.
Schritt 4: Schattieren für Tiefe
Jetzt kommt Leben in die Zeichnung! Greift zu weicheren Bleistiften wie 2B oder 4B:
- Die Concha ist der tiefste Punkt – sie darf am dunkelsten sein.
- Die Helix bekommt eine sanfte Schattenkante innen, um die Wölbung hervorzuheben.
- Lichtreflexe (z. B. auf dem Ohrläppchen) könnt ihr durch gezieltes Radieren oder Aussparen erzeugen.
💡 Tipp: Verwischt die Schatten sanft mit Papierwischer, Wattestäbchen oder dem Finger – so entstehen natürliche Übergänge.
Schritt 5: Feinschliff
Jetzt kommt das Detail ins Spiel:
- Setzt kleine Fältchen oder Einkerbungen dezent ein.
- Arbeitet Übergänge zwischen hell und dunkel nochmal mit weichem Bleistift nach.
- Setzt gezielte Kontraste, z. B. dunkle Linien neben hellen Flächen.
Damit sieht euer Ohr plastisch und realistisch aus!
Perspektive beachten
Ein Ohr verändert sich stark durch den Blickwinkel – probiert deshalb Verschiedenes aus:
- Seitlich (komplette Ansicht),
- Frontal (Ohr ist nur teilweise sichtbar),
- Dreiviertelansicht (spannend durch Perspektivverkürzung).
💡 Tipp: Macht dazu am besten kleine Skizzen – das schult euer Auge und fördert das Verständnis für Form und Tiefe.
Fazit
Ohren zeichnen ist eine großartige Übung für euer Verständnis von Form, Licht und Raumtiefe. Wenn ihr euch Zeit nehmt, die Struktur zu beobachten und regelmäßig übt, werden eure Porträts deutlich lebendiger und realistischer.
Viel Spaß beim Zeichnen – und schaut euch auch echte Ohren als Referenz an! 👂✏️
Beispieltutorials zum Nachzeichnen
Im Folgenden findet Ihr ein paar Schritt für Schritt Tutorials von Ohren in verschiedenen Perspektiven.

Ohr von der Seite links
Dieses Tutorial zeigt euch Schritt für Schritt, wie ihr ein Ohr in der klassischen Seitenansicht links zeichnest – ideal für Porträts und Profilzeichnungen.
1. Grundform skizzieren
- Beginnen mit einem harten Bleistift (HB, F, H)
- Zeichnet den groben Umriss des Kopfs und ein leicht geschwungenes „C“ für das Ohr.
- Das Ohr sitzt seitlich, etwa auf Höhe zwischen Augenbraue und Nasenspitze.
- Nur leichte Linien – noch keine Details!
2. Ohrstruktur anlegen
- Ergänzt die Innenlinien: Helix, Antihelix und Tragus werden locker eingezeichnet.
- Positioniert die Formen anatomisch korrekt – Proportionen und Winkel beachten.
3. Innenstrukturen schärfen
- Innenformen des Ohrs werden nun klarer dargestellt.
- Besonders: Die Concha und Antihelix werden ausgearbeitet.
- Leichte Schattierungen beginnen – mehr Tiefe entsteht.

4. Erste Schattierung
- Nehmt einen weichen Bleistift (2B, 3B, 4B etc.)
- Tiefer liegende Flächen, v. a. die Concha, werden deutlich dunkler schattiert.
- Außenränder bleiben heller – Kontraste helfen bei der Raumwirkung.
5. Lichtverlauf und Übergänge
- Bleistiftlinien mit Hilfsmittel (z.B. Estompen, Wattestäbchen) verwischen
- Schattierungen werden weich ausgeblendet – Übergänge wirken realistischer.
- Highlights (z. B. auf dem Ohrläppchen) werden durch Aussparung betont.
6. Haare und Hintergrund einfügen
- Haare werden skizziert – betonen den Kontrast zum Ohr.
- Hals- und Nackenbereich werden leicht angedeutet.
- Letzte Details machen die Zeichnung komplett und plastisch.
Gepierctes Männerohr
In diesem Tutorial lernst du, wie du ein realistisches Männerohr mit mehreren Piercings zeichnest – perfekt für moderne Porträts oder Charakterdesigns mit markantem Stil.
1. Grundform und Kopfkontur anlegen
- Beginnen mit einem harten Bleistift (HB, F, H)
- Leichte Skizze des seitlichen Kopfumrisses.
- Einfacher Bogen für das Ohr in etwa auf Höhe der Augen.
- Nur grobe Orientierung – noch keine Details.
2. Ohrform verfeinern
- Exakte Form des Ohres mit Innenstruktur (Helix, Antihelix, Ohrläppchen) anlegen.
- Erste Andeutung von Proportionen und geschwungener Linienführung.
3. Innenstruktur ausarbeiten
- Alle inneren Ohrbestandteile werden klarer definiert.
- Die Concha (Ohrmuschel), Tragus und Antihelix sind nun sichtbar.
- Leichte Schattierung beginnt – Tiefe wird angedeutet.

4. Piercings hinzufügen
- Nehmt einen weichen Bleistift (2B, 3B, 4B etc.)
- Mehrere Piercings werden eingezeichnet:
- Zwei Ringe oben (Helix)
- Ein Stecker auf dem Tragus
- Ein Tunnel oder Plug im Ohrläppchen
- Details durch kleine Schatten betont.
5. Schatten verstärken
- Schattierungen innerhalb des Ohrs intensiviert.
- Tieferliegende Bereiche (z. B. Concha) stärker abgedunkelt.
- Lichtquelle wird berücksichtigt – Plastizität entsteht.
6. Frisur und Kontraste
- Bleistiftlinien mit Hilfsmittel (z.B. Estompen, Wattestäbchen) verwischen
- Haare rund ums Ohr ergänzt (angedeutete Kurzhaarfrisur).
- Kontraste zwischen Ohr und Gesichtshaut erhöht.
- Letzte Konturen nachgezogen – das Ohr wirkt nun vollständig und realistisch.
Von hinten rechts
Diese Anleitung zeigt dir, wie du ein Ohr in Rückansicht von schräg rechts zeichnest – eine subtile, aber wichtige Perspektive für realistische Figurenrückseiten oder dynamische Blickwinkel.
1. Kopfumriss und Ohrrand
- Beginnen mit einem harten Bleistift (HB, F, H)
- Zeichnet den seitlichen Umriss des Kopfs von hinten rechts.
- Fügt eine einfache geschwungene Form für das Ohr hinzu – nur äußere Kontur.
- Wichtig: Die Ohrform ist verkürzt durch die schräge Perspektive.
2. Innere Ohrstruktur andeuten
- Beginnt mit der Helix und Antihelix, die sich deutlich nach innen wölben.
- Die Tragus-Zone und Ohrläppchen werden eingezeichnet – zart und anatomisch korrekt.
- Noch keine Details oder Schattierung.
3. Formen konkretisieren
- Die Ohrstruktur wird deutlicher: Linien mit mehr Druck, Übergänge klarer.
- Erkennbare Trennung von Flächen und Räumen innerhalb des Ohrs.

4. Erste Schatten setzen
- Nehmt einen weichen Bleistift (2B, 3,B, 4B etc.)
- Beginnt mit Schattierungen in den tief liegenden Bereichen wie der Concha.
- Der Bereich hinter dem Ohr wird leicht abgedunkelt.
- Erste Kontraste helfen, die Form hervorzuheben.
5. Tiefe und Plastizität
- Bleistiftlinien mit Hilfsmittel (z.B. Estompen, Wattestäbchen) verwischen
- Schattierungen werden intensiviert, insbesondere zwischen Helix und Ohrhintergrund.
- Auch der Nackenbereich wird sanft schattiert, um die Kopfform zu definieren.
6. Haarpartie hinzufügen
- Das Ohr wird nun in die Umgebung eingebettet: langes Haar wird über und hinter dem Ohr ergänzt.
- Haarsträhnen umrahmen das Ohr locker, ohne es zu verdecken.
- Gesamtzeichnung wirkt nun realistisch und harmonisch.
Von hinten im Liegen
Dieses spezielle Tutorial hilft dir, ein menschliches Ohr von hinten in liegender Position zu erfassen – perfekt zum Üben ungewöhnlicher Perspektiven und Lichtverhältnisse.
1. Kopfkontur und Ohrrand anlegen
- Beginnen mit einem harten Bleistift (HB, F, H)
- Zeichnet den oberen Teil des Kopfes in liegender Position (leicht gebogen).
- Fügt einen langen, geschwungenen Bogen für den äußeren Ohransatz ein – dieser wirkt aus der Perspektive fast flach.
2. Ohrform im Detail
- Ergänzt die innere Rundung des Ohres – der sichtbare Rand der Helix wird ausgearbeitet.
- Das Ohr erscheint seitlich gedrückt durch das Liegen.
3. Erste Schattierungen
- Beginnt mit einer leichten Schattierung unterhalb der Helix.
- Achtet darauf, dass die obere Kante heller bleibt – dort fällt das Licht ein.

4. Kontraste verstärken
- Nehmt einen weichen Bleistift (2B, 3,B, 4B etc.)
- Dunkelt die Unterseite des Ohrrands kräftig ab – Schlagschatten betonen die Rundung.
- Helle Lichtkante bleibt frei – erzeugt realistische Lichtführung.
5. Umgebung leicht andeuten
- Bleistiftlinien mit Hilfsmittel (z.B. Estompen, Wattestäbchen) verwischen
- Fügt eine weiche Schattierung des Hinterkopfs hinzu.
- Damit entsteht Kontext – das Ohr wirkt eingebettet in den Kopf.
6. Haarpartie und Feinschliff
- Zeichnet die Haare in Strähnenstruktur über das Ohr hinweg.
- Verleiht Tiefe und Natürlichkeit durch Schattenwurf der Haare auf das Ohr.
- Gesamtbild wirkt nun realistisch und komplett.
Ohr zeichnen von der Seite rechts
In dieser Anleitung erfährst du, wie du ein rechtes Ohr im Profil korrekt aufbaust – eine wichtige Übung für symmetrisches Porträtzeichnen.
1. Grundform des Kopfs und Ohrs
- Beginnen mit einem harten Bleistift (HB, F, H)
- Skizziert die Kontur des Kopfs in Seitenansicht (rechter Profilblick).
- Zeichnet ein einfaches, senkrechtes „C“ für das Ohr – leicht geneigt.
- Das Ohr sitzt mittig am seitlichen Kopf, auf Augenhöhe.
2. Innere Ohrform anlegen
- Ergänzt grob die Helix (äußerer Rand) und erste Linien der Antihelix.
- Markiert die Lage des Tragus und die Andeutung des Ohrläppchens.
- Linien bleiben noch weich und korrigierbar.
3. Detailzeichnung beginnen
- Zeichnet nun klar und mit mehr Druck: Alle Ohrbestandteile wie Helix, Antihelix, Tragus und Concha werden definiert.
- Erste Schatten deuten die Tiefenverhältnisse im Ohrinneren an.

4. Schattierungen ausarbeiten
- Nehmt einen weichen Bleistift (2B, 3,B, 4B etc.)
- Vertieft die dunklen Zonen (v. a. Concha und Antihelix).
- Helle Flächen bleiben ausgespart – so entsteht natürlicher Kontrast.
- Übergänge sanft verblenden.
5. Umgebung integrieren
- Bleistiftlinien mit Hilfsmittel (z.B. Estompen, Wattestäbchen) verwischen
- Fügt weiche Schatten im Halsbereich hinzu – das verstärkt den 3D-Effekt.
- Der Ohransatz wird plastischer durch abgestufte Töne.
6. Frisur und finale Kontraste
- Skizziert die Frisur rund ums Ohr (kurze Haare mit Strichstruktur).
- Stärkt die Kontraste zwischen Ohr, Haaren und Gesichtskontur.
- Zeichnung erhält nun Tiefe und ist realistisch abgeschlossen.
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